Der Alltagszauber des Advents
Bogumila Kucharzewska-Bojdol in der Reihe „Wort zum Sonntag“
Der Advent hat begonnen. Noch bevor die ersten Kerzen brennen, spüren wir den Druck voller Terminkalender, den Anspruch, allem gerecht werden zu müssen, und die unzähligen Erwartungen, die an uns herangetragen werden. Der Dezember startet oft schneller, als uns lieb ist.
Wer beruflich oder privat viel mit Menschen zu tun hat, spürt in diesen Wochen besonders deutlich: Hinter all dem Trubel liegt eine tiefe, oft unausgesprochene Sehnsucht. Gott begegnet uns im Advent nicht nur in liturgischen Formen, sondern mitten im Alltag – in Kolleginnen und Kollegen, im Freundeskreis, auch in den Menschen, die uns herausfordern. Gerade diese herausfordernden Begegnungen gehören wesentlich zum Advent: die gestresste Person im Supermarkt, der ungeduldige Autofahrer.
Ein kurzer Moment der Achtsamkeit kann unseren Blick verändern. Wer in jedem Menschen – auch im anstrengenden, fremden oder fordernden – einen Hauch der Gegenwart Christi zu entdecken versucht, wird überrascht feststellen, wie sehr sich das eigene Herz wandelt. Es ist eine Einladung, aufmerksam zu werden was im eigenen Herzen geschieht. Wenn die innere Haltung stimmt, dann findet die äußere Form des Advents ganz von selbst ihren Platz.
So wird die Adventszeit zu mehr als einem Countdown bis Weihnachten. Sie wird zu einer Zeit stiller Verwandlung. Wir warten nicht nur auf das Kommen Christi; wir beginnen, Ihn bereits jetzt – leise, überraschend und im ganz gewöhnlichen Alltag – zu entdecken.

