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Foto (Schwenk): Kirchenmusikdirektor Thomas Haller, evangelische Kirche Aalen

"Mich berührt, dass es berührt"

14.07.2023 Sibylle Schwenk in der neuen echo-Ausgabe 

„Die Protestanten wissen nicht, was sie an ihrem Chorale haben.“ Das sagte der Katholik Max Reger (1873-1916) zu seinem Mentor im Jahr 1898, kurz bevor er mit der Choralfantasie über „Ein feste Burg“ neue Standards in der Orgelmusik aufmacht. Reger spürte die Expressivität in den alten Chorälen. Ein interessanter Aspekt macht sich auf: die Musik ist und bleibt überkonfessionell, „allein die Qualität der Komposition entscheidet“.

Thomas Haller, Kirchenmusikdirektor der evangelischen Kirche Aalen, hat Feuer gefangen vom Erzkatholiken Reger, seinen Orgelfantasien und Choralkantaten. „Er fühlte sich nicht wohl, wenn es auf dem Notenbild nicht schwarz ist“, schmunzelt Haller. Will heißen: Noch ein Balken mehr für die doppelte Geschwindigkeit, noch ein paar mehr Vorzeichen, noch anspruchsvollere Rhythmen.

Mit dem Bach-Reger-Zyklus 2023 hat Thomas Haller im 150. Geburtsjahr Regers eine Konzertreihe ins Leben gerufen, die ihresgleichen sucht. Alle großen Orgelwerke Regers kommen zur Aufführung, die nächsten am 24. September und am 15. Oktober bei der „Stunde der Kirchenmusik“ um 18.00 Uhr in der Aalener Stadtkirche (https://www.kirchenmusik-aalen.de/konzerte).

Musik verbindet die Konfessionen. Dieser Überzeugung ist Thomas Haller. Neben der Tatsache, dass natürlich im liturgischen Vollzug eine konfessionelle Bindung zu spüren ist und eine „Bach-Kantate wohl kaum während einer katholischen Messe gespielt wird“, sind die Grenzen fließend und die Konfession des Komponisten zweitrangig. Auch wenn es Werke gibt, von denen Thomas Haller sagt, dass sie „durchdrungen vom Katholizismus sind und eine starke Mystik ausstrahlen“, wie etwa jene des französischen Orgelgroßmeisters Olivier Messiaen (1908-1992).

Und welche „katholische“ Musik gefällt dem evangelischen Kirchenmusikdirektor noch? „Alles, was die Gefühlslage so sehr offenlegt, wie beispielsweise die Marienlieder.“ Auch wenn er kein direkter Freund davon ist: „Mich berührt, dass es berührt.“