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Bild: Rudi Berzl In: Pfarrbriefservice.de

Süßes und Saures für die Heiligen?

Sybille Schwenk in der Reihe „Wort zum Sonntag“

Jährlich am 1. November kommt ein Feiertag, von dem viele gar nicht wissen, was es damit auf sich hat: „Allerheiligen“ und am folgenden Tag „Allerseelen“. Viel mehr ist inzwischen der Vorabend von Allerheiligen „Halloween“ bekannt. Man gruselt sich, verlangt an den Türen „Süßes, sonst gibt’s Saures“, geschnitzte Kürbisse leuchten und Kostüme mit Skelett haben Hochkonjunktur. Es geht also irgendwie an allen diesen Tagen um den Tod. Doch was steckt genau dahinter?

Das Wort „Halloween“ lässt sich herleiten von „All Hallows Eve“ – „Aller Heiligen Abend“. Für die Entstehung des Brauchs gibt es verschiedene Theorien. Eine besagt, dass bis ins 16. Jahrhundert der Vorabend von Allerheiligen in Irland und Schottland mit einem Festmahl gefeiert wurde. Kinder sammelten dafür Spenden an den Haustüren. Irische Einwanderer brachten diesen Brauch nach Nordamerika, wo er sehr beliebt und stark kommerzialisiert wurde. In den 1990er-Jahren schwappten die Halloween-Parties nach Europa und Deutschland.

Eine andere Theorie besagt, dass der Vorabend von Allerheiligen auf ein keltisches Fest zurückgeht. Das hängt mit dem Beginn des neuen keltischen Kalenderjahres am 01. November zusammen. Man glaubte, dass die Welt der Lebenden und die der Toten an diesem Tag am engsten beieinanderliegen.

Und was hat es mit Allerheiligen auf sich?

Der Festtag selbst hat seinen Ursprung im 4. Jahrhundert nach Christus. An diesem Tag wurde der unzähligen Märtyrer gedacht, die für Christus gestorben waren, deren Namen man aber nicht kannte. Später sollte an diesem Tag nicht nur der Märtyrer, sondern aller Heiligen gedacht werden, an Allerseelen dann den Verstorbenen aus dem eigenen Umfeld.

Inzwischen sind die beiden Tage miteinander verschmolzen. Allerheiligen ist zu einem Tag geworden, an dem die Gräber der Verstorbenen schön geschmückt und Kerzen angezündet werden. Man geht nach dem Gottesdienst auf den Friedhof und denkt besonders an die Verstorbenen.

Aber was ist nun mit den Heiligen?

Manchmal kommen sie schon etwas komisch oder auch gruselig daher. Zumeist begegnet man Heiligen – weil sie oft schon vor langer Zeit verstorben sind – als Holz- oder Gipsfiguren mit erstarrtem, verklärtem Blick. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) nennt sie „Schicksalsgenossen unserer Menschlichkeit, in deren Leben Gott den Menschen in lebendiger Weise seine Gegenwart und sein Antlitz zeigt.“ Es gibt nämlich auch Darstellungen von Heiligen in leuchtenden Farben – oft in Kirchenfenstern. Dieses Bild trifft eine Kernaussage des Festes „Allerheiligen“: Gott soll durch die Heiligen und durch ihr Handeln auf der Welt gleichsam leuchten.

An sich waren und sind Heilige zunächst ganz normale Menschen. Ein berühmter Heiliger ist zum Beispiel Franz von Assisi, der Heilige Franziskus. Durch sein Handeln und seine unerschütterliche Demut und Dankbarkeit vor der Schöpfung ist in ihm jedoch etwas aufgeblitzt von dem Mehr, das sich hinter der Welt, hinter den Dingen, hinter allem Denken und Handeln verbirgt. Durch ihn konnte Gott sein Licht auf der Welt verbreiten.

Die Bedeutung von Heiligen wird also in Kirchenfenstern besonders gut greifbar. Sie sind nicht seltsam oder unheimlich. Das große Licht Gottes scheint durch sie. Gott leuchtet gleichsam durch sie hindurch und verbreitet das Licht der Liebe, der Gerechtigkeit und der Standfestigkeit.

Heilige haben sich zu ihren Lebzeiten nie selbst auf einen Sockel gestellt. Am Beispiel von Franz von Assisi oder dem Seligen Pater Philipp Jeningen wird deutlich, dass deren Leben der Einfachheit und der Sorge um die anderen Menschen gewidmet war. Sicher hatten die beiden Menschen Franziskus und Philipp Jeningen auch Fehler. Und sicher war es auch nicht einfach, die zum Teil revolutionäre Lebensweise zu rechtfertigen und standhaft zu bleiben. Aber durch sie ist Gott in der Welt sichtbar geworden.

Übertragen auf das Heute und auf das Fest Allerheiligen am kommenden Samstag kann das bedeuten: Christinnen und Christen brauchen Persönlichkeit und eine feste Meinung, die sich die christlichen Werte zur Grundlage nimmt. Man lässt sich nicht mitreißen vom „Mainstream“. Jede und jeder steht ein für ein Leben, das nicht im Angebot des Normalen versinkt, sondern für eines, durch das Gott sein Licht werfen kann.

Ein Licht des Friedens, der Toleranz und der Mitmenschlichkeit.

23.10.25/Dekanat Ostalb/Schwenk

Info: Allerheiligen ist in Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland gesetzlicher Feiertag, ebenso in Österreich und Teilen der Schweiz.