
Eine kleiner werdende Kirche zukunftsfähig machen
Sibylle Schwenk
Zum Stichtag am 31.12.24 zählte das Dekanat Ostalb 133.651 Katholikinnen und Katholiken (2023: 136.918 und ist damit nach dem Dekanat Allgäu-Oberschwaben das zweitgrößte in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Die Zahl der Kirchenaustritte lag im vergangenen Jahr bei 1755, im Jahr 2023 waren es 2254 Austritte.
„Die Tendenz der Kirchenaustritte ist rückläufig und das ist natürlich sehr erfreulich“, sagt Dekan Robert Kloker. Dennoch müsse man sich im Klaren sein, dass die Katholische Kirche kleiner werde. „Das ist ja deutschlandweit so und betrifft auch die evangelische Kirche“, so Dekan Kloker weiter. Deshalb stehe man vor der Herausforderung, als kleiner werdende Kirche trotzdem einladend und zukunftsfähig zu sein.
Die Austrittszahlen seien insgesamt auch ein Auftrag, neue Ideen zu entwickeln. „Denn hinter jedem Austritt steht eine Geschichte“, macht Dekan Kloker deutlich. Noch stärker als bisher gelte es, sich auf die eigentliche Identität der Kirche und deren zentralen Auftrag zu konzentrieren: „Wir wollen Menschen aus unterschiedlichen Kontexten zusammenführen und eine einladende, gastfreundliche Kirche sein, die nah bei den Menschen ist.“
Dekanatsweit ist die Gottesdienstteilnahme tendenziell steigend. „Wir beobachten, dass gerade an großen Festgottesdiensten, wie zuletzt an Ostern, sehr viele Menschen in die Kirchen kommen,“ interpretiert Dekanatsreferent Romanus Kreilinger die Statistik. Der Wunsch der Menschen nach Spiritualität steige weiter. Das passt auch zu der Tatsache, dass Eltern, die aus der Kirche ausgetreten sind, ihre Kinder dennoch taufen lassen.
Dass der Kirchenbesuch zugenommen hat, wird auch im Dekanatsbezirk Ellwangen deutlich. Der stellvertretende Dekan Prof. Dr. Sven van Meegen, Leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Ellwangen, sagt: „Der Gottesdienst wird als Kraftquelle gesucht. In Krisenzeiten gibt der Glaube den Menschen Halt.“ Außerdem sieht er eine zunehmende Unterstützung der Gemeindearbeit durch die Ehrenamtlichen. „Wir motivieren und befähigen Frauen und Männer aus den Gemeinden, zum Beispiel im Bereich Erstkommunion und Firmung“, ergänzt der stellvertretende Dekan Jens Kimmerle aus Stödtlen. Und sein Kollege im Amt, Pfarrer Dr. Pius Adiele aus Lauchheim sieht ebenfalls eine große Bereitschaft der Mithilfe in den Gemeinden, „auch wenn es punktuell ist“.
„Wir können und dürfen in der Zukunft das kirchliche Leben in unseren Gemeinden nicht nur an den Hauptamtlichen aufmachen“, ist sich Romanus Kreilinger sicher. Es gelte, gute Rahmenbedingungen für eine kleiner werdende Kirche zu schaffen. Dazu gehört auch der im Sommer angestoßene Gebäudeprozess, wo die Kirchengemeinden alle nicht sakralen Gebäude unter die Lupe nehmen und überlegen, wie man Kirche vor Ort zukunftsfähig machen kann. Hier ist man besonders auch darauf bedacht, in Kooperationen mit den bürgerlichen Gemeinden oder der evangelischen Kirche zu gehen.
Info:
Diözese Rottenburg-Stuttgart ist drittgrößte in Deutschland
31.12.2024: Katholiken 1.575.081 (24.217 Austritte in 2024)
Dekanat Ostalb ist das zweitgrößte in der Diözese, nach Allgäu-Oberschwaben
31.12.24: Katholiken 133.651 (1755 Austritte in 2024, 2254 Austritte in 2023) (Tendenz fallend)
Gottesdienstteilnahme diözesanweit in 2024: 6,78 %
Gottesdienstteilnahme dekanatsweit in 2024: 8,46 % / 2023: 8,19 % (Tendenz steigend)
Dekanat Ostalb: Taufen in 2024: 899 / 2023: 1078 (Tendenz fallend)
Dekanat Ostalb: Bestattungen in 2024: 1672 / 2023: 1688 (gleichbleibend)