Könige von Deutschland
Wort zur Handball-EM von Wolfgang Fimpel
Die Handball-EM begeistert wieder viele Fans, hoffentlich auch Kinder und Jugendliche, die anschließend in diesen tollen Sport einsteigen. Während beim Fußball vor einem großen Turnier die Mannschaft ausdrücklich mit dem originellen Titel „die Mannschaft“ bezeichnet wird, ist in vielen anderen Ballsportarten die Mannschaft selbstverständliche Basis für das Ganze. Klar, mit guten Einzelaktionen kannst du den Unterschied machen, ohne Abgeben machst du am Ende allerdings keinen Staat. Alle Mannschaftsteile sind dabei wichtig. Im Handball die Links- und Rechtsaußen, die Rückraumspieler, der Kreisläufer und natürlich der Torwart.
Schnell umschalten, den Ball zirkulieren lassen, Bewegungsabläufe einstudieren, sich blind den Ball zuwerfen, Tempowechsel zur rechten Zeit, konzentriert bleiben, die Chancen nutzen und sich doch ab und an für das Besondere entscheiden – das alles und noch viel mehr gehört zu einem guten Spiel. Darüber hinaus an die Mitspieler denken, die von der Bank kommen, die am besten gleich ins Spiel integriert werden, so als ob sie schon immer dazugehören.
Handball ist ein (zu-)packendes, abwechslungsreiches Spiel. Das sieht nach einem guten Modell für Politik und Gesellschaft aus. Manches kann uns dabei zu Pass kommen, etwa, dass die Rechtsaußen bevorzugt Linkshänder sind. Schauen wir auf die Bauern; die haben vor ein paar Tagen eine geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt und nahmen sowohl den Verkehr als auch politische Gegner ganz schön in die Mangel.
Der Fußball huldigt Göttern und einem Kaiser. Die Handballer waren vor 17 Jahren Könige in unserer Republik. Es wäre mal wieder Zeit für ein bisschen königlichen Glanz. Aber Achtung, die dänischen Prinzen und Weltmeister sagen sich: „sein oder nicht sein, dass kommt für uns erst gar nicht in Frage“.