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Foto (privat): Flüchtling im Sudan

Uns blutet das Herz

25.07.2023 P. Markus Körber mccj (Missionsprokurator)

Die Comboni-Missionare und der Sudan

Ein Land am Rande des Abgrunds

Seit April 2023 herrscht im Sudan ein gewaltsamer Konflikt. Spannungen waren schon lange latent vorhanden. Nachdem ein Volksaufstand 2019 die Absetzung des langjährigen Diktators Omar al-Bashir erzwungen hatte, wurde eine vom Westen unterstützte zivile Übergangsregierung eingesetzt. Im Oktober 2021 kam es zu einem Staatsstreich. Die regulären Streitkräfte unter General Abdel Fattah al-Burhan und die schnellen Eingreiftruppen („Rapid Support Forces“) unter Mohamed Hamdan Dagalo beanspruchen seitdem die Vorherrschaft, und zwar mit Waffengewalt. Der Konflikt zwischen den ehemals verbündeten Generälen eskalierte im April. Er gefährdet die Stabilität einer ganzen Region. „Wir haben drei Monate Krieg hinter uns. Mindestens 3.000 Tote, 12.000 Verwundete und 3 Millionen Vertriebene – bis jetzt…“, so schreibt der Comboni-Missionar P. Diego dalle Carbonare Mitte Juli aus Port Sudan am Roten Meer.

Ein Ende des Machtkampfes ist nicht in Sicht. „Täglich kommt es zu Menschenrechtsverletzungen, Hinrichtungen, Plünderungen und Vergewaltigungen. Krankenhäuser werden zerstört, und der Zivilbevölkerung wird der Zugang zu Lebensmitteln, Wasser und Strom verweigert. In vielen sudanesischen Städten werden wahllos schwere Waffen eingesetzt und Zivilisten getötet. Dies ist nicht hinnehmbar, und wir verurteilen diese Ereignisse auf das Schärfste“, heißt es in einem Hirtenbrief der südsudanischen Bischöfe vom 30. Juni 2023. Die Kirche versucht, den Bedürftigen beizustehen. Vor allem Orden wie die Comboni-Missionare engagieren sich, um der Bevölkerung zu helfen.

Kirche vom Konflikt betroffen

Der heilige Daniel Comboni (1831-1881) war der erste Bischof von Khartum. „Euer Wohl ist das meine, und Eure Leiden werden auch die meinen sein“, versprach er den Menschen in seiner Antrittspredigt vor genau 150 Jahren. Der Machtkampf trifft uns sozusagen mitten ins Mark. „Uns blutet das Herz“, so Br. Hans Eigner, der selber einige Jahre im Südsudan war und jetzt in Ellwangen tätig ist. Kirchliche Gebäude wurden von Raketen zerstört, darunter auch die Sakristei des Hauptsitzes der Comboni-Missionare in Khartum. Viele Ordensleute mussten fliehen; einige sind geblieben. Die Christen machen knapp fünf Prozent der Gesamtbevölkerung aus, über 90 Prozent sind Muslime.

Während sich die Kämpfe vor drei Monaten noch auf die Hauptstadt Khartum und den angrenzenden Städten Omdurman und Bahri (Khartum-Nord) konzentrierten, hat sich die Gewalt mittlerweile von dort auf das ganze Land ausgeweitet. „Unter der Woche hatten wir fast die Hoffnung, dass sich die Lage verbessert, denn in Omdurman hatte die Polizei die Arbeit wiederaufgenommen. Aber in Khartum und Khartum-Nord wird weiter geschossen, und zwar lautstark.“, so P. Diego.

Einfache Bevölkerung leidet unter den Gefechten

Für ein paar Tage und Wochen waren die Kämpfe im Sudan ein bestimmendes Thema in den Medien. Nachdem jedoch die Evakuierung ausländischer Staatsbürger abgeschlossen war, änderte sich dies. Die fehlende mediale Aufmerksamkeit ist gefährlich für die einfache Bevölkerung. Ihr Leid wird so zu einer vergessenen Krise. Für die Menschen in diesen Regionen ist jeder Tag ein Kampf zwischen Leben und Tod. Die meisten von ihnen überleben nur dank akuter Nothilfe. In den Pfarrzentren in Kosti an der Grenze zum Südsudan sind Comboni-Missionare tätig. Dort werden täglich Flüchtlinge aufgenommen, vor allem Frauen, Jugendliche und Kinder. Sie mussten Hab und Gut zurücklassen und stehen vor dem Nichts. „Viele kommen in unsere Pfarrei und suchen Hilfe. Wir versuchen, das Nötigste bereitzustellen, schaffen es alleine aber nicht. Wir sind auf Hilfe von außen angewiesen“, schreibt der Pfarrer.

Flucht ins Elend

Viele Menschen bringen sich in den Nachbarländern in Sicherheit. Hunderttausende sind im Tschad, in Ägypten und in Äthiopien angekommen. Stark ist auch der Südsudan betroffen, der erst seit 2011 unabhängig ist. Die meisten Ankömmlinge waren in der Vergangenheit aus dem Südsudan geflüchtet und kehren nun wieder zurück. Diese plötzliche Entwicklung überfordert die staatlichen Strukturen. Es fehlt auch dort an allem für die Geflüchteten. Die Caritas der Diözese Malakal hilft den Rückkehrern bei der Wiederansiedlung im Südsudan. Sr. Elena Balatti, eine Comboni-Missionarin, schreibt: „Es ist sehr wichtig, jetzt einzugreifen und nicht später, denn mit jeder Verzögerung wird das Leiden der betroffenen Menschen unerträglich. Wir haben ein Boot zur Verfügung gestellt, das die Menschen auf dem Nil von der Grenze nach Malakal transportiert. In den Transitlagern verteilen wir lebensnotwendige Güter. Auf diese Weise ist es möglich, den Zehntausenden von Flüchtlingen ein Minimum an Hilfe zukommen zu lassen.“

Josephine Bakhita und Philipp Jeningen

Am 16. Juli letzten Jahres wurde in Ellwangen der Jesuitenpater Philipp Jeningen (1642-1704) seliggesprochen. Liturgisch wird dem gebürtigen Eichstätter am 8. Februar, seinem Sterbetag, gedacht. Mit diesem Datum verbindet die Kirche eine andere wichtige Heiligenfigur: die ehemalige sudanesische Sklavin Josephine Bakhita (1869-1947). Der 8. Februar ist auch ihr Gedenktag. Die Comboni-Missionare fühlen sich mit ihr besonders verbunden, da sie neben dem Ordensgründer Daniel Comboni die zentrale Heilige für die Christen im Sudan und im Südsudan darstellt. Möge ihre Fürsprache Einheit, Versöhnung und Frieden bringen.

  1. Markus Körber mccj

(Missionsprokurator)

 

 

Für die Flüchtlingsarbeit im Sudan und den Nachbarländern kann gespendet werden:

Kontoinhaber:            Comboni-Missionare KöR

IBAN:                          DE66 6145 0050 0110 6170 15

Bei der                        Kreissparkasse Ostalb

Verwendungszweck: Sudan-Hilfe