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Foto (privat): Karolina Tomanek, Betriebsseelsorgerin

Die Macht der kleinen Gesten

Karolina Tomanek in der Reihe „Wort zum Sonntag“

Kürzlich hatte ich das Vergnügen, die Verabschiedung meiner ehemaligen Professorin der Kunstgeschichte in Tübingen zu besuchen. Es war das erste Mal seit mehr als zehn Jahren, dass wir uns wieder sahen nach meinem Abschluss. Die Professorin hatte mich während meiner Magisterarbeit und den Prüfungen begleitet. Ihre Kunst zu lehren, ihr umfangreiches Wissen, ihr ehrliches Interesse und Umgang an, und

mit uns Studierenden und haben mich als junge Frau nachhaltig inspiriert. Aus diesem Grund wollte ich gerne bei ihrer Verabschiedung dabei sein. Ich war mir sicher, dass sie sich nicht mehr an mich erinnern würde. Immerhin hat sie in den mehr als 30 Jahren ihrer Professur unzählige Studierende unterrichtet, begleitet und inspiriert. Außerdem war ich damals – unter uns gesagt – eine Studentin, mit einem kleinen Kind, die nur zu den unbedingt erforderlichen Vorlesungen erschien. Eine von vielen. Und dennoch erkannte sie mich sofort, als wir uns begegneten, und freute sich aufrichtig über mein Kommen. Sie hatte meinen Werdegang im Laufe der Jahre mit Interesse verfolgt und meine Arbeit, obwohl sie nichts mehr mit Kunstgeschichte zu tun hat, gewürdigt.

Warum erzähle ich das jetzt?

Diese Begegnung und unerwartete Freude und Wertschätzung meiner Professorin haben mich sehr berührt. Noch jetzt während ich das hier schreibe flammt dieses starke Gefühl wieder auf. Ein ehrliches Kompliment, ein freundliches Wort, ein „Ich sehe dich!“ –Solche kleinen Gesten besitzen eine außergewöhnliche Kraft die unser Gegenüber innerlich wachsen lässt. Sie schaffen emotionale Verbindungen die, schlussendlich Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit unserer Gesellschaft haben.

In diesem Sinne, für meine wunderbare Professorin der Kunstgeschichte, die so viele Menschen berührt hat, und für Sie, der/die dies gerade liest:

„Der Sinn des Lebens besteht darin, deine Gabe zu finden. Der Zweck des Lebens ist, sie zu verschenken.“ – Pablo Picasso