Skip to content
Foto (privat)

Sehnsucht nach Wärme

22.10.2022 Elisabeth Beyer in der Reihe „Wort zum Sonntag“

„Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.“, so beginnt Rilke sein Gedicht „Herbsttag“. Ja, auch der vergangene Sommer war sehr groß. Ausgiebig konnten wir Sonnenstrahlen sammeln für die kalten dunklen Wintertage wie Frederick, die Maus. Die Energiekrise und was uns in diesem Winter erwarten könnte, ist eines der beherrschenden Themen dieser Tage. Eine Freundin schrieb mir kürzlich, dass sie Holz einkaufe für den Winter. Ich bügle jetzt abends, dann brauche ich nicht zu heizen. Kuchen backen, hilft auch, war der Rat einer anderen Freundin. Sehnsucht nach Wärme stellt sich ein, sowohl nach äußerlicher als auch nach innerlicher Wärme. Eisblumen am Fenster und der Kalte Krieg gehörten der Vergangenheit an, aber gewinnen plötzlich wieder an trauriger Aktualität und machen Angst. Was können wir dagegen tun? Was sagt uns die Bibel dazu? Drei Aspekte habe ich gefunden: Jesus ermuntert uns, uns nicht ängstlich zu sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage. Das heißt also, sich zwar zu sorgen, aber nicht in Panik zu verfallen. Paulus schreibt im Galaterbrief: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ Das fordert uns auf, nicht nur unsere eigene Not zu sehen, sondern auch die der anderen. Und ein Drittes finden wir bei Jesus Sirach: „Verachte nicht eine Rede von Alten! Auch sie haben von ihren Vätern gelernt.“ Erfahrungen von früher könnten uns hilfreich sein. Sehnsucht nach Wärme werden wir im Winter haben, aber auch Sehnsucht nach Frieden, nach Harmonie und Zusammenhalt sowohl im privaten Rahmen als auch im politischen Raum. Rücken wir wieder ein Stück zusammen als Familie, im Freundeskreis und in unserer Gesellschaft, hoffentlich auch in Europa.