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Foto (Richard Bojdol): Der Franziskaner in Schwäbisch Gmünd feiert 800-jähriges Jubiläum

800 Jahre Franziskaner

03.10.2022 Pavel Jerabek 

Eine Woche lang feiert Schwäbisch Gmünd die 800-jährige franziskanische Tradition der Stadt. Bischof Fürst zelebrierte am 3. Oktober ein Pontifikalamt.

„Ite ad Cor Mundi …“ – „Gehe in das Herz der Welt, das ist Gemünd“ – diese Worte soll der heilige Franziskus an seinen vertrauten Bruder David vor dessen Mission gerichtet haben. So jedenfalls behauptet es der Gmünder Chronist Dominikus Dehler um 1800, der wohl ein Werk des Kanonikers Johannes Wagner aus dem Jahr 1760 zitiert. Diese Quellen legen nahe, dass in Schwäbisch Gmünd franziskanisches Leben nördlich der Alpen begann. „Neuere Studien beweisen, dass wir uns damit nicht mehr brüsten können“, sagt Jürgen Schwarz, gewählter Vorsitzender der Kirchengemeinderates St. Franziskus. Heute wisse man, dass 1221 die Franziskaner nach Augsburg gekommen sind, um von dort aus in der Provinz Teutonien zu missionieren. „Aber wir sind nach der ersten Klostergründung in Augsburg eine der ältesten Ansiedlungen in Deutschland. Darauf sind wir besonders stolz.“

Genaues Gründungsjahr unklar

Weil aufgrund der neueren Erkenntnisse das genaue Gründungsjahr und die Umstände im Dunkeln bleiben, feiern die Kirchengemeinde und die ganze Seelsorgeeinheit Schwäbisch Gmünd-Mitte das Jahr 1222 stellvertretend für ein ansonsten nicht bekanntes Datum. „Wir feiern die Grundsteinlegung für die franziskanische Spiritualität im Geiste von Franziskus und Klara von Assisi, auch wenn nicht bekannt ist, wann und wie die Franziskaner genau nach Schwäbisch Gmünd gekommen sind“, sagt Robert Kloker, Leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit und Dekan des Dekanats Ostalb.

Kirche mehrfach umgestaltet

Als gesichert gelten darf die Entstehung der Franziskanerkirche und des Klosters in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Dafür spricht die romanische Bausubstanz des Gotteshauses, das später im Stil der Gotik umgestaltet wurde. Möglicherweise fanden die Franziskaner auf dem Klostergelände bereits eine im Bau befindliche Kirche vor. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Konvent 1281, als König Rudolf von Habsburg in dem Kloster weilte. Zwischen 1718 und 1723 wurde das Kloster neu errichtet und die Kirche barockisiert.

Kunstprojekt zum Jubiläum

Im Rahmen des Jubiläums „800 Jahre Franziskaner in Schwäbisch Gmünd“ gab es am Franziskus-Gymnasium in Mutlangen ein Kunstprojekt mit Schülerinnen und Schülern des Kunst-Leistungskurses. „Fünf Franziskus-Bilder, die unter Anleitung von Kunsterzieherin Dr. Magdalena Gärtner entstanden sind, werden künftig im Franziskaner in Schwäbisch Gmünd zu sehen sein und die Besucherinnen und Besucher mit der Lebensgeschichte des heiligen Franz in Kontakt bringen“, freut sich Dekan Robert Kloker, Leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Schwäbisch Gmünd-Mitte.

Säkularisation markiert eine Zäsur

Mit der Säkularisation fiel die freie Reichsstadt Gmünd mit allem Grund und Boden an die Krone Württembergs. Die damals 13 Ordensangehörigen waren von den Folgen zwar weniger hart betroffen als andere Gemeinschaften – das Kloster bestand zunächst als Bildungseinrichtung fort -, doch bedeutete der Übergang Gmünds an Württemberg eine Zäsur. Jegliches seelsolgerisches und karitatives Tun war ihnen untersagt; 1822 verließen die Franziskaner die Stadt. 

Erst seit 1972 gehört der „Franziskaner“ wieder der Kirche. Heute beherbergt das ehemalige Klostergebäude das Pfarramt und die Gemeinderäume von St. Franziskus, das Katholische Verwaltungszentrum für den Dekanatsbezirk Schwäbisch Gmünd und weitere Einrichtungen wie das katholische Jugendreferat, das Schuldekanatsamt, das Religionspädagogische Institut sowie Beratungsstellen der Caritas.

Frauenorden trägt franziskanisches Leben weiter

„Schön, dass mit den Franziskanerinnen der ewigen Anbetung und zeitweise auch mit den Franziskanerinnen vom Kloster Sießen an die alten Traditionen wieder angeknüpft werden konnte“, freut sich Dekan Kloker. Die Gemeinschaft der Franziskanerinnen der ewigen Anbetung wurde 1902 in Schwäbisch Gmünd von Agnes Philippine Walter und Pfarrer Konrad Kirchner gegründet. Neben der Verehrung des Herrn in der eucharistischen Anbetung zählt das Leben nach dem Evangelium in den Spuren des heiligen Franziskus sowie die Offenheit gegenüber der Not der Zeit zum Charisma der Gemeinschaft. Davon zeugt zum Beispiel das Kloster-Hospiz, das im vergangenen Jahr an der Südseite des Klosters eröffnet wurde. Das große Franziskaner-Jubiläum gestalten die Schwestern mit verschiedenen Veranstaltungen und Projekten mit.

Jubiläums-Festwoche: 800 Jahre Franziskaner 1222/2022

Am 3. Oktober um 17.30 Uhr feiert Bischof Dr. Gebhard Fürst in der St.-Franziskus-Kirche ein Pontifikalamt, das durch den Kirchenchor und Instrumentalisten mitgestaltet wird. Daran schließt sich die Transitus-Feier an, bei der am Marktplatz der Segen über die Stadt gespendet wird.

  1. Oktober, 18.30 Uhr: Liturgischer Auftakt mit einer feierlichen Abendmesse, mitgestaltet durch Cantate Domino in der St.-Franziskus-Kirche.
  2. Oktober, 19 Uhr: Konzert des COLLEGIUMS VOCALE unter der Leitung von Walter Johannes Beck mit dem Thema: „Lobpreis der Schöpfung“, im Franziskanerinnen-Kloster, Bergstraße 20.
  3. Oktober, 19 Uhr: Vortrag mit Dr. Niklaus Kuster OFMCap, Thema: „Innere Tiefe – grenzenlose Weite. Inspirationen aus der franziskanischen Spiritualität“. Franziskaner-Festsaal 2. OG.
  4. Oktober, 19 Uhr: Gemeinsames Konzert der St. Michael-Chorknaben mit dem Tiramisu-Chor der Klosterbergschule, Franziskaner-Festsaal 2. OG.
  5. Oktober, 10 bis 16 Uhr: Tag der Offenen Tür im Franziskaner, mit Informationen, Präsentationen, offenen Bürotüren, Verköstigungen und buntem Programm der Einrichtungen im Franziskaner.
  6. Oktober, 10 Uhr: Abschlussgottesdienst im Kloster der Franziskanerinnen.

Weitere Veranstaltungen und das ausführliche Festprogramm finden sich unter
https://se-schwaebischgmuend.drs.de/gemeindeleben/standard-titel.html