Wir gegen die. Ein Spiegel unserer Gesellschaft?
Karolina Tomanek in der Reihe „Wort zum Sonntag“
Während ich diese Zeilen schreibe, sind die Ergebnisse der Wahlen frisch verkündet worden. Ich gebe zu: ich bin frustriert und vor allem besorgt. Die zunehmende Verbreitung rechtsextremer Ideologien und die Verrohung des gesellschaftlichen Klimas waren abzusehen, doch sie treffen mich hart.
Unsere Art des Miteinanders, fehlende Kommunikation und Diskussionskultur, Respektlosigkeit, Gewalt und Hass – all dies hat in den letzten Jahren zugenommen. Die Politik spiegelt diese Entwicklungen wider: Abgrenzung und Abwertung prägen den Diskurs. Als könnten wir uns nur noch durch die Erniedrigung des Anderen definieren. Das Schlechtmachen des politischen Gegners ist zum Standard geworden.
Auch in der Arbeitswelt, in sozialen Medien und im privaten Umfeld haben gewalttätige Umgangsformen zugenommen. Es beginnt bei der Sprache, beim Generationen-Bashing, dem mangelnden Verständnis für andere Lebensentwürfe, Glaubensrichtungen oder schlichtweg andere Körpermaße.
Als Betriebsseelsorgerin erlebe ich diese Entwicklungen hautnah. Nie zuvor habe ich so viele Menschen aufgrund von Mobbing, Übergriffen und bedrückenden Situationen am Arbeitsplatz beraten. Viele fühlen sich als Person nicht wertgeschätzt, erleben eine zersetzende Leere und Hilflosigkeit. Die Folge: Burnout
Die Frage ist doch: wollen wir so leben?
Das morgige Evangelium erzählt vom kleinen Senfkorn welches zu einer großen Pflanze reift, die Nahrung, Würze und Schatten spendet. Kleine Gesten die zu einem guten Miteinander wachsen. Das ist möglich, nur liegt es an uns selbst, zu entscheiden ob wir diese Pflanze pflegen wollen oder nicht. Wir entscheiden wie wir miteinander umgehen.
Heute ist es wichtiger denn je sich FÜR eine Kultur des gegenseitigen Respekts einzusetzen. FÜR Offenheit. FÜR Zivilcourage. FÜR Neugier. FÜR -einander.