Sich in der Sucht begleitet wissen
Sibylle Schwenk
Alkohol, Drogen, Medikamente. Was vor der Pandemie schon eine stetig aufsteigende Kurve in Sachen Missbrauch erlebt hat, ist durch die Isolation in den letzten zwei Jahren noch stärker geworden. Auch die Essstörungen haben zugenommen. „Alle, die eine Frage zum Thema Sucht haben, sind bei uns richtig“, sagt das Team der Caritas-Suchthilfe. Im Erdgeschoss des Hauses der Katholischen Kirche findet sich der stark frequentierte Dienst der Caritas Ost-Württemberg.
Ostalbkreis . Die Trennung von der Lebenspartnerin, der Tod eines nahen Angehörigen, der Verlust des Arbeitsplatzes – es gibt viele Gründe, weshalb Menschen in den unkontrollierten Konsum von Alkohol und Drogen abrutschen. Die gute Nachricht ist: „Wir können helfen“. Das sagen Dorothea Kirchner-Leis, Hedwig Wunderlich, Isabell Walzhauer und Sarah Walter. Einzelgespräche oder Gruppentherapie, die Einleitung von stationären Maßnahmen oder die Weiterleitung in eine psychotherapeutische Behandlung, all dies geschieht in den Büros der Caritas-Suchthilfe. Einen neuen Ansatz will man in der Zukunft noch stärker ausbauen. „Wir möchten die Online-Beratung stärker voranbringen“, erklärt die Leiterin des Caritas-Dienstes, Martina Marquardt. Denn: Das Thema ist stark mit Scham behaftet. „Niemand gibt schließlich gerne zu, dass er oder sie regelmäßig zur Flasche greift“, weiß Martina Marquardt aus Erfahrung. Die Online-Beratung ist ein ganz niederschwelliges Angebot.
Ein weiterer Aspekt, der in der Caritas-Suchthilfe großen Raum einnimmt, ist die Begleitung und Beratung von Angehörigen eines Suchtkranken. Sozialpädagogin Sarah Walter beispielsweise hat fast nur Angehörige in ihren Beratungen. „Man muss sich vorstellen, dass das Thema Sucht in einer Familie plötzlich immer im Mittelpunkt steht“, berichtet Caritas-Mitarbeiterin Hedwig Wunderlich. Nicht selten komme es zu Drohungen im Sinne von „wenn du nicht aufhörst, verlasse ich dich“. Deshalb sei es sehr wichtig, dass auch Angehörige den Beratungsdienst in Anspruch nehmen. „Wir können helfen, wie man sich gut gegenüber dem Suchtkranken verhalten kann“, so Hedwig Wunderlich.
Besonders betroffen in Familien mit suchtkranken Elternteilen sind natürlich die Kinder. Sozialpädagogin Isabell Walzhauer ist in diesem Bereich unterwegs. „Wir haben Kindergruppen in Schwäbisch Gmünd, Aalen und Ellwangen“, sagt Isabell Walzhauer. In diesen Gruppen können die Kinder im geschützten Rahmen über ihre Ängste sprechen.
Caritas-Mitarbeiterin Dorothea Kirchner-Leis ist schon viele Jahre im Bereich der Suchttherapie- und beratung unterwegs. Sie sieht eine bedenkliche Entwicklung, hervorgerufen unter anderem durch die Medien. „Das Thema Sucht hat einen gewissen Unterhaltungswert“, ist Dorothea Kirchner-Leis überzeugt. Auch die vielen Online-Konferenzen, bei denen man sich selbst ständig im Bildschirm sieht, haben ihrer Ansicht nach zu einer Verstärkung der Essstörungen beigetragen. „Man findet sich zu dick, zu hässlich und manchmal gibt es auch Kommentare dazu“, weiß die Sozialpädagogin.
„Wir versuchen hier in den Beratungen und Gesprächen herauszufinden, was die Menschen und ihre Angehörigen brauchen“, ist sich das Team einig. Die Mitarbeiterinnen kooperieren dafür auch mit der Selbsthilfe-Gruppe „Kreuzbund“, mit Ärzten, Krankenkassen oder auch mit Schulen. Prävention und Sensibilisierung gehört zu der täglichen Arbeit. Denn: „Alle, die eine Frage zum Thema Sucht haben, sind bei uns richtig.“
Info:
Psychosoziale Beratungs- und ambulante Behandlungsstelle für Suchtkranke
Weidenfelder Str. 12
73430 Aalen
07361 8064260
Franziskanergasse 3
73525 Schwäbisch Gmünd
07171 1042020
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