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Foto (Schwenk): Christoph Romer (li.) und Pater Dr. Martin Leitgöb

Ein Kontakt, der funktioniert

10.06.2022 Sibylle Schwenk

„Es funktioniert einfach.“ Für zehn Minuten abschalten, raus aus dem Wahnsinn, sich innere Kraft holen. All dies funktioniert. Und zwar am Grab von Pater Philipp Jeningen. Christoph Romer, engagierter Christ und Ellwanger, weiß, dass es funktioniert, weil er es selbst schon so oft erlebt hat. „Diese Gnade kann man einfach abrufen“, ist er überzeugt. Eine tolle Sache. Das findet auch Schönenberg-Pfarrer Pater Dr. Martin Leitgöb. Er wird ein „kleines Büchlein“, wie er es selbst bescheiden nennt, über den „guten Pater Philipp“ schreiben. Darüber wie das funktioniert mit der Kraft des Glaubens an die Gegenwart Philipps und sein Leben, das über die Jahrhunderte hinweg heute noch so sehr das Leben der Ellwanger prägt.

Die Seligsprechung am 16. Juli 2022 mit großem, klerikalem Hof und noch größerer Gästeschar, wäre sicher nicht sein „Style“ gewesen. Pater Philipp Jeningen (1642-1704) war Jesuitenpater. Im Jahr 1680, in der schweren Zeit der Not nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, kam er nach Ellwangen. Dort hat er es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen aufzurichten und zu trösten, ihnen ganz konkret in ihrem Leben zu helfen. Dabei wollte er einer von ihnen sein, er wollte die Armut und Not der Menschen selbst teilen. So lebte er selbst in Armut, stützte, tröstete und baute die Menschen sowohl körperlich, als auch seelisch auf. Sein tiefer Glaube an Gott und ein Leben nach dem Tod in dessen Herrlichkeit, waren sein Antrieb.

Das Wirken Pater Philipps damals hat über die Jahrhunderte hinweg nie an Strahlkraft verloren. „Er war ein Mann wie Du und Ich“, meint Christoph Romer. Eine besondere Vertrautheit gehe vom Glauben an seine Gegenwart aus. Besonders an den zwei Orten in Ellwangen, die die Menschen besuchen, wenn sie beispielsweise um Beistand in einer schweren Krankheit, um Trost in der Trauer um einen lieben Angehörigen oder vor einer großen Prüfung stehen: Es ist zum einen die Liebfrauen-Kapelle in der Basilika St. Vitus, zum anderen die Gnadenkapelle in der Schönenberg-Kirche. „Man könnte es die geistliche Topographie von Ellwangen nennen“, ergänzt Pater Leitgöb.

Die Verehrung Pater Philipps hat unmittelbar nach seinem Tod begonnen – der Prozess der Seligsprechung im Jahr 1902. 1945 wurde das Verfahren eröffnet. 1989 erfolgte die „Feststellung des heroischen Tugendgrades“ für Pater Philipp als wichtige Etappe in der Seligsprechung. Zugrunde lag hierfür die medizinisch nicht erklärbare Heilung eines Menschen, nachdem dessen Familie am Grab von Pater Philipp Jeningen gebetet hatte. Großen Anteil daran, dass nun die Seligsprechung in Ellwangen durch Kardinal Marcello Semeraro, dem Präfekten der vatikanischen Kongregation für Heilig- und Seligsprechungen, durchgeführt werden kann, hat Pfarrer Michael Windisch. Er wurde im Jahr 2006 vom Jesuitenorden, dem Pater Philipp angehörte, zum Vize-Postulator berufen. Es war seine Aufgabe, die Seligsprechung inhaltlich zu untermauern und die „Causa Jeningen“ immer wieder in Rom zur Sprache zu bringen.

Ist eine Seligsprechung noch zeitgemäß?

„Ehre, wem Ehre gebührt“, sind sich Christoph Romer und Pater Martin Leitgöb einig. Beide freuen sich, dass dadurch der Bekanntheitsgrad von Pater Philipp noch einmal deutlich steigen wird und mehr Menschen jene Gnade, die von seiner Gegenwart ausgeht, spüren können. „Sein Lebenswerk wird durch die Seligsprechung nochmal unterstrichen“, führt Leitgöb aus. An solchen Lebens-Beispielen könne man sich aufrichten. Gleichzeitig sieht er in dem großen Event die Feier all jener, die Pater Philipp über die Jahrhunderte hinweg verehrt haben:

Weil er getröstet hat, wenn man einen lieben Menschen verloren hat, weil er sich mitgefreut hat, wenn etwas gelungen ist, weil er Ruhe schenkt in Zeiten von Hektik und Alltagsstress. Einfach, weil es funktioniert.